Letzte Woche wollte ich einen Zebrastreifen überqueren, auf den ein schwerer dunkler BMW zufuhr. Dieser wurde – etwas heftig – abgebremst, um mich die Straße queren zu lassen. Im Fahrzeug saßen zwei Jugendliche in guter Stimmung. Als ich den Zebrastreifen verlassen hatte, gab der Fahrer Gas. Das Fahrzeug schoss mit einem röhrenden Sound davon (ich vermute, die Auspuffanlage war manipuliert), beschleunigte deutlich über die erlaubten 50 km/h, um nach 250 Metern an der nächsten roten Ampel wieder heftig zu bremsen.
Schnitt.
Wenn in Deutschland über die Notwendigkeit eines preisgünstigen Individualverkehrs diskutiert wird, erscheint vor meinem geistigen Auge immer ein Familienvater, der im Pfälzerwald im von der Großmutter geerbten Haus lebt und in Ludwigshafen arbeitet. Da er sich keine näher zum Arbeitsplatz gelegene Wohnung leisten kann, pendelt er an jedem Arbeitstag 160 km.
Vor zwei Wochen habe ich zufällig diesen Familienvater aus dem Pfälzerwald in einer Weinstube getroffen. Er hat mir bestätigt, dass für ihn Pendeln die einzige Möglichkeit sei. Und es gebe sogar eine WhatsApp-Gruppe in Deutschland, in der sich alle PendlerInnen zusammengetan haben, die in einer ähnlichen Situation sind. Die Whatsapp-Gruppe umfasst 213 Personen.
Schnitt.
Laut neuester Statistik wiegen die in Deutschland zugelassenen PKW im Durchschnitt 1,5 Tonnen – Tendenz in den letzten Jahren stark steigend. Durchschnittlich sitzen in einem fahrenden PKW 1,3 Personen. Macht 1154 kg Metall und Plastik pro beförderter Person. Wenn wir ein Durchschnittsgewicht von 70 kg pro Person annehmen, ergibt dies ein Verhältnis von 16,5 : 1 zwischen Fahrzeug und Nutzlast.
Um die Limousine vom Zebrastreifen (geschätzte 2t Leergewicht + 140 kg für die Insassen) von 0 auf Tempo 70 km/h zu beschleunigen, wird jedes Mal 1/4 KWh Energie benötigt (bei einem angenommenen Wirkungsgrad des Dieselmotors von 42%). Um dieselbe Konstellation auf der Autobahn auf Tempo 140 km/h zu bringen, bedarf es schon einer ganzen KWh. Bei Tempo 200 km/h sind es schon zwei KWh.
Und wenn man statt Diesel-Kraftstoff lieber eFuels verbrennen möchte, verdoppelt sich der Energieverbrauch: statt 1 KWh Energie aus Diesel werden 2 KWh Energie aus Strom gebraucht. (Siehe dazu auch „eFuels für alle!„)
Alarmstufe Zartrosa 
Im Rahmen der Berliner-Klimaabstimmung unlängst, ein Statement einer Dame aus der Bevölkerung ins Mikrophon (dlf, sinngem.): “ Natürlich sind wir für Klimaschutz … ööh … wir wollen aber auch Auto fahren!“ Hier meine Version: „Natürlich sind wir dafür den Kuchen zu behalten, wir sind aber auch dafür ihn aufzuessen!“ Technologieoffen, klimaneutral, mit grünem Wasserstoff, digitalisiert und mit KI versehen! m(
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Sie beschreiben ein schönes Beispiel für das moderne Zwiedenken:
– Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich, dass etwas getan wird, damit das Klima nicht außer Kontrolle gerät.
– Dieselbe Mehrheit wünscht sich aber auch, dass mögliche Rettungsmaßnahmen keinen Einfluss auf ihr eigenes Leben haben.
Die politischen Parteien haben das längst erkannt:
– Die AfD bietet sich für Wähler an, die mit dem Thema überhaupt nicht behelligt werden wollen.
– FDP und CDU sprechen die Wähler an, die auf noch zu entwickelnde Technologien warten wollen, die die Welt ohne Störung der „imperialen Lebensweise“ (Ulrich Brand und Markus Wissen) retten sollen. Die FDP wird als nächstes die Abschaffung der Schwerkraft verkünden – das wird viele Probleme lösen.
– Die Grünen setzen auf magische Momente: „Wenn wir uns nur fest bei den Händen halten und uns dabei tief in die Augen schauen, wird Mutter Natur Ökonomie und Ökologie schon versöhnen.“
– Die SPD weiß, dass die anstehende Transformation die eigene Wählerschaft treffen wird – versucht das aber zu verdrängen.
– … von Der Linken habe ich schon lange nix mehr zum Thema gehört …
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Ja, die „parteiverfasste“ parlamentarische „Demokratie“ einerseits und die jeweils eigene Nasenspitze andererseits: Das ist es, was jeder Problemlösung entgegen steht. Gemeinwohl? Wtf? Eigennutz! Yeah! „Buddy, let me tell you: That’s not a bug, it’s a feature!!“ (sry)
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